Schießbude mit Schweizer Präzision sortiert jetzt in Kitzscher Pflanzkartoffeln

Eine hochmoderne Maschine hat im Landwirtschaftsbetrieb Kitzscher das Sortieren von Pflanzkartoffeln übernommen. Das Unternehmen hat dafür eine Halle umgebaut und rund 700 000 Euro investiert.

Kitzscher. Der Landwirtschaftsbetrieb Kitzscher weitet die Produktion von Pflanzkartoffeln aus. Und das nicht nur auf den Feldern. Das Sortieren der Knollen hat jetzt eine hochmoderne Maschine übernommen.

Durch staubige Luft dringt ein unaufhörliches Knallen. Es klingt, als befinde man sich in einer überdimensionalen Schießbude. Und so abwegig ist der Vergleich gar nicht. Denn es sind tatsächlich gezielte Pressluftstöße, mit denen die Kartoffeln im Leib der Maschine, für die die Halle im hinteren Teil des Betriebsgeländes an der Stockheimer Straße umgebaut worden ist, an die richtige Stelle geschossen werden.

 

Anbaufläche auf 180 Hektar verdreifacht

9000 Tonnen Pflanzkartoffeln hat Kitzscheraner Betrieb im vergangenen Herbst geerntet. Ende dieses Jahres werden es noch einmal mehr sein. Denn die Anbaufläche für Pflanzkartoffeln ist in drei Jahren schrittweise von 60 auf in diesem Jahr 180 Hektar vergrößert worden.

In der Produktionskette für Pflanzkartoffeln übernehmen die Kitzscheraner Landwirte die dritte Vegetationsperiode. Von fünf namhaften Züchtern bekommen sie das so genannte Basissaatgut, das zwei Jahre in Hallen oder unter Zeltdächern gewachsen ist. Diese Knollen werden dann auf den Feldern rund um Kitzscher vermehrt und später als Pflanzkartoffeln an die Zuchtkonzerne und an weitere Abnehmer verkauft, auch an Baumärkte und ab Hof an Kleinabnehmer.

 

Maschine löst Handarbeit ab

Eine gute Pflanzkartoffel hat einen Durchmesser von 35 bis 55 Millimetern, ist möglichst rund und ohne Auswüchse, hat weder grüne noch braune Flecken, keine Beschädigung und eine feste Schale. Nicht alles, was vom Acker kommt, sieht so aus. Früher wurden die Kartoffeln teilmechanisch und manuell sortiert. „Doch“, sagt der neue Geschäftsführer Kevin Frost, „wer will schon den ganzen Tag Kartoffeln auslesen?“

 

Deswegen investierte der Landwirtschaftsbetrieb 700 000 Euro in eine Maschine, die zurzeit an fünf bis sechs Tagen in der Woche nahezu 24 Stunden durchweg läuft. Was daran liege, dass sie ein paar Wochen später als vorgesehen einsatzbereit war und die Zeit jetzt aufgeholt werden müsse, wie der Geschäftsführer erläutert. Die Zeit, Kartoffeln zu legen, steht kurz bevor.

Beim Weg durch die Maschine dreißig Mal fotografiert.

 

Kistenweise beschickt ein Kollege mit dem Gabelstabler den Einfülltrichter der Maschine, die fünf Tonnen in der Stunde schafft. Wie sie das macht, dass nennt Kevin Frost „genial“. Zuerst werden die Kartoffeln geputzt, dabei scheidet die Maschine Steine, Gluten (feste Erdklumpen) und so genannte Drillinge (Kartoffeln unter 33 Millimeter) ab.

 

Sodann beginnt in zwei Strängen die Reise durchs Wunder der modernen Sortiertechnik. In einer Reihe durchlaufen die Kartoffeln einen hellen Lichtkreis, in dem jede einzelne Erdfrucht dreißig Mal fotografiert wird. Nun kennt der Computer jede einzelne Kartoffel und lässt sie mittels Pressluftstrahl auf ein für jede Qualität vorgesehenes Band schießen. Die Bänder führen zu sechs Kisten. Die erste füllt sich mit der Hauptware, 35 bis 55 Millimeter große Pflanzkartoffeln.

Übergrößen und kleine Knollen verwertet

 

In den anderen Kisten sammeln sich Abfall, die kleineren Übergrößen, die großen Knollen über 60 Millimeter, die noch als Speisekartoffeln taugen, die Drillinge und in der letzten Kiste Steine und Erdklumpen. Ist eine Kiste voll, wird sie unter der Maschine herausgefahren und vom Stapler abgeholt. Zwischen Befüllen und Abfahren der sortierten Knollen muss niemand eingreifen. An einem Monitor kann das Sortieren überwacht und bei Bedarf nachjustiert werden.

Wer die neue Maschine einmal sehen möchte, hat an diesem Sonnabend Gelegenheit dazu. Beim alljährlichen Pflanzkartoffeltag des Landwirtschaftsbetriebes Kitzscher, der in diesem Jahr von 9 bis 15 Uhr als Hoffest gefeiert wird, dürfen die Besucher auch einen Blick in die Sortierhalle werfen.

Von André Neumann